In Teil 1 der Artikelserie zum Ausflug von Sipplingen über den Hödinger Tobel nach Überlingen erfährt man, wo die kleine, gut drei Stunden dauernde Wanderung startet und wie man von Sipplingen zum Hödinger Tobel kommt. In dieser Artikel geht es nun um den Hödinger Tobel selbst.
Der Hödinger Tobel ist eines der ältesten Naturschutzgebiete in Deutschland. Genau genommen wird der Hödinger Tobel seit 1938 als Naturschutzgebiet ausgewiesen.
Wenn man vom Hödinger Tobel das erste mal hört fragt man sich unwillkürlich was zum Geier denn ein Tobel ist. Jedenfalls konnte ich damit bislang nichts anfangen. Wikipedia hat natürlich dazu eine recht einfache Erklärung:
Ein Tobel … ist ein trichterförmiges Tal mit einem engen, schluchtartigen Ausgang.
Nach der Begehung des Hödinger Tobels kann ich diese Beschreibung nur unterschreiben.
Durch den Hödinger Tobel
Als wir in den Tobel “einstiegen” kamen uns zwei Frauen mit Hunden entgegen und fragten uns ziemlich geschafft, wie weit es denn noch sei. Wir konnte sie einfach aufmuntern, in dem wir ihnen sagten, dass der Ausgang und damit das Ende ihrer offensichtlichen Strapazen bereits wenige Meter und noch weniger Höhenmeter vor ihnen lagen. Ihre Gesichter waren gezeichnet und schrieben eine Geschichte von Anstrengungen tropfend auf den Waldboden. Die Hunde waren ebenfalls ziemlich erledigt.
Der Weg durch den Hödinger Tobel besteht aus normalen Waldboden, der hin und wieder über typische Waldtreppen in steileren Abschnitten abgelöst wird. Später folgen noch Metallstege und verschiedene Holzbrückchen. Alles in allem macht die Beschaffenheit der Route durch ihre Abwechslung Spaß, verführt jedoch auch dazu, den Blick eigentlich ständig auf die kommenden Schritte zu richten, anstatt ihn schweifen zu lassen. Ich ertappte mich dabei monoton den Weg abwärts zu taxieren, riss mich dann jedoch mal vom Boden los und erhob den Blick:
Zu meiner Linken schälte sich eine massive Feldwand aus dem Wald und erhob sich drohend gen Himmel. Der Anblick ist faszinierend und lässt erahnen, wie lange es gedauert haben muss, dass sich das kleine Bächlein am Fuße des Felsens durch das Gestein hat fressen müssen. Vom Bach selbst ist noch nicht zu sehen, sein geschäftiges Murmeln jedoch deutlich zu hören.
Während es weiter abwärts geht verbreitert sich die Schlucht stellenweise zu einem schnuckligen Tal. Der Pfad führt über Gitterroststege, die immer wieder eingearbeitet werden mussten, weil kleinere Rinnsale eigentlich permanent von rechts den Abhang gen Tobel hinunterfließen und den Boden glitschig werden lassen.
Der Bewuchs im Hödinger Tobel ist dicht. Bäume und niedere Pflanzen säumen die Schlucht zu beiden Seiten. Moose belagern feuchte Steine und laut Auskunftstafel am oberen Eingang des Tobels sind hier seltene Pflanzen zu bewundern, zu denen auch eine Orchideen-Art gehört. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass es diese natürlichen Sehenswürdigkeiten hier geben muss; gesehen habe ich aber keine davon. Ich hatte genug damit zu tun, einen Gesamteindruck vom Tobel zu erfassen und dabei nicht meine Kamera und sonstige Ausrüstung einem unfreiwilligen Bad auszusetzen. Außerdem erfordert der Weg selbst einiges an Aufmerksamkeit. Da bleibt nicht viel Zeit, um einzelne Pflanzen unter die Lupe zu nehmen. (Ich werde das aber nachholen. Es gibt nämlich sicher eine zweite Auflage der Begegnung mit dem Hödinger Tobel!) Laut Wikipedia (und auch der Auskunftstafel) kann man im Hödinger Tobel folgende Seltenheiten finden und bewundern:
- das Ausdauernde Silberblatt (Lunaria rediviva) eine Art in der Familie der Kreuzblütengewächse
- der Blauschwingel (Festuca cinerea), eine Pflanze aus der Familie der Süßgräser
- der Blutrote Storchschnabel (Geranium sanguineum), eine Pflanzenart aus der Familie der Storchschnabelgewächse
- das Leberblümchen (Hepatica nobilis), eine Art der gleichnamigen Gattung innerhalb der Familie der Hahnenfußgewächse
- das Rote Waldvöglein (Cephalanthera rubra), Art in der Familie der Orchideen
- der Türkenbund (Lilium martagon), eine Pflanzenart aus der Familie der Liliengewächse
Der Weg durch die Schlucht des Tobels ist einfach nur schön. Wenn – so wie gestern – nicht allzu viel (bis gar nichts) los ist kann man den Tobel allein und ungestört genießen. Ich jedenfalls habe es genossen, durch diese wildromantische Schlucht des Hödinger Tobels zu stiefeln.
Aufgrund des Weges durch den Tobel kann es eigentlich nur eine Empfehlung an das Schuhwerk geben: Wanderschuhe sind prima. Outdoor-Latschen gehen auch gut. High-Heels machen definitiv keinen Spaß im Hödinger Tobel. Mit anderen Worten: man sollte gut besohlt sein.
Der Tobel endet in einem kleinen Tümpel, der gestern in recht ungesunden Farben schillerte. Der Tümpel wiederum befinden sich hinter einem Gehöft, womit das folgende Bild auch den unteren Eingang zum Hödinger Tobel zeigt. Der ist nämlich hinter dem Haus da …
Fazit: Der Hödinger Tobel ist zu recht ein einzigartiges Naturschutzgebiet. Eine Begehung des Tobels lohnt sich auf jeden Fall und ist damit ein lohnendes Ausflugsziel am Bodensee.
Alle Artikel zum Ausflug von Sipplingen über den Hödinger Tobel nach Überlingen
Hier erfährst du, wie du von Sipplingen zum Hödinger Tobel kommst.
Im zweiten Teil der Serie geht es um den Hödinger Tobel selbst …
Und nach dem Tobel wanderten wir weiter nach Überlingen …
Im folgenden wieder ein paar weitere Impressionen aus dem Hödinger Tobel …