In Teil 1 meiner Ausflugsbeschreibung hatte ich beschrieben, wie du zum Aachtobel kommst. Der Weg führte dich von den Steinhöfen hinab zum Wallfahrtsort “Maria im Stein” und von dort über die Aach zu einem Wegweiser, welcher dir einen relativ kurzen Aufstieg zum weißen “Mehlsack” wies. Wir aber wollten den Tobel erleben und wandten uns an diesem Scheideweg nach rechts – einen Weg, der uns ein ganzes Stück entlang der Aach führte: in ein wunderschönes, abwechslungsreiches Tal.
Wandern durch den Aachtobel – Teil 2: Durch die Schlucht des Aachtobels
Der Weg schlängelt sich auf und ab entlang des Talhanges. Links steigt das Terrain steil an, rechts fließt und murmelt und gurgelt die Aach mäandernd durch ihren Tobel, während es auf der anderen Seite der Aach wieder steil empor geht. Immer wieder passierst du Stellen, an denen du über Bäume hinwegsteigen oder unter Bäumen hindurch musst. Kriechen musst du nie! Der Weg ist relativ gut begehbar, allerdings weißt du instinktiv, dass dies nach einem Regentag nicht annähernd der Fall sein würde.
Das Bild welches sich dem Wanderer bietet ändert sich fast hinter jeder Kurve. Jetzt – Anfang April – erwacht die Natur im Tobel langsam aus ihrem Winterschlaf. Es grünt und blüht so frisch, dass die Augen in einem Meer aus Grün-Weiß baden. Wir hatten stellenweise den Eindruck, in einem verwunschenen Wald unterwegs zu sein. Kahle, dünne Bäume bilden mal dichte, mal lockere Gruppen. Dazwischen wächst frisches Gras, Bärlauch, Maiglöckchen (Achtung: Starke Verwechslungsgefahr!), Inseln aus Waldmeister und Schlüsselblumen. Hier und dort recken Veilchen keck die Köpfe empor.
Recht häufig liegt soviel Holz in der Aach, dass man meinen könnte, eine Biberschule zu besuchen. Allein die Geräusche, welche das Wasser auf seinem Weg durch diese Hinternisse erzeugt, lassen dich lauschend verharren.
In den Wipfeln der Bäume trällert und tirilliert es wie verrückt. Es ist fast nicht zu glauben, dass es so viele Vögel geben kann. Vermutlich wurde das lautstarke Konzert aber von sympatisierenden Kaninchen oder Pumas unterstützt. ;)
Das stete Auf und Ab des Weges, welcher mal von Wurzeln zerfurcht, ein ander mal so nah an der Aach vorbeiführt, das du fast durchs Wasser musst, verlangen definitiv nach einem entsprechend festen Schuhwerk. Von einem Versuch, diese Route mit einem Kinderwagen zu begehen, rate ich dringend ab. Freilaufende Kinder und Hunde haben jedoch riesigen Spaß im Aachtobel. Die stete Nähe zum Wasser ist belebend für sonst wanderscheue Jungmenschen. Die über die Aach gestürzten Bäume verführen die Kinder oft zu waghalsigen Balanceakten, in des die Eltern sich still Mut und Gelassenheit zusprechen. Die Fließgeschwindigkeit der Aach ist streckenweise beachtlich, so dass absichtliche wie unbeabsichtigte Abgänge ins Wasser nicht ohne sein dürften.
Wir fanden an einer Biegung der Aach sogar eine recht seltene Pflanze: den Seidelbast. Jedenfalls denken wir, dass es Seidelbast war, den wir sahen. Ich gestehe, dass ich keine Ahnung davon hatte, was ein Seidelbast ist, aber meine Frau erinnerte sich sofort daran, diese Pflanze schon einmal gesehen zu haben: im Kinderbuch “Wurzelpeters Abenteuer” – ein wirklich sehr tolles Kinderbuch mit vielen Bildern und einer hübschen Geschichte. Kurz vor dem Ende des Buches kommt der Seidelbast drin vor!
(Ich bin gerade recht empört, dass es dieses Buch scheinbar nur noch gebraucht zu bekommen ist. Wenn du es siehst und Kinder hast, dann schlage zu – es lohnt sich!)
Der Wanderweg durch den Tobel findet plötzlich ein jähes Ende an einer steil emporwachsenden Wand, die an einen Staudamm erinnert. Oben thront ein etwas fehl am Platz wirkendes Häuschen, welches sicherlich die Technik für das Wehr am Fuße der Wand beherbergt.
Unser Weg führte uns nach links in den Wald hinein. Irgendwie mussten wir ja wieder zurück zum Auto kommen. Wir hätten durchaus wieder durch den Tobel gekonnt – ich jedoch wollte den Weg wie im Teil 1 dieser Ausflugsbeschreibung erwähnt beschreiten: Wandern durch den Aachtobel – Teil 1. Wir befinden uns jetzt an Punkt 2 der Karte.
Es ist recht schwierig, den gesamten Weg durch den Aachtobel zu beschreiben und eigentlich will ich das auch gar nicht. Denn jeder sollte sich selbst von der wunderbaren Natur auf diesem überraschenden Fleckchen Erde überraschen und verzaubern lassen. Ich bin mir sicher, dass der Weg durch den Aachtobel je nach Jahreszeit andere Facetten hat. Dafür sorgen schon die unterschiedlichsten Baumarten – viele Laubbäume wachsen im Tobel, aber auch Nadelgehölz säumt den Weg. Es ist auch schwer (zumindest für mich), den Tobel fotografisch zu erfassen, denn der stete Wechsel aus Licht und Schatten stellt mich vor gigantische Herausforderungen. Selbst die Automatik meiner Canon 450D wirft hier oft gnadenlos das Handtuch. Dennoch hoffe ich, dass ich die Atmosphäre im Aachtobel ein wenig habe einfangen können.
In Teil 3 der Wanderung am Aachtobel werden wir Hohenbodman besuchen und die Wanderung mit einer irren Aussicht auf die bodenseenahen Alpen abschließen.