Warm oder kalt? Wie gemütlich ist ein Holz100-Haus?

In letzter Zeit mehren sich die Anfragen, ob unser Holz100-Haus eher eine eisige Bude ist oder sich die Holzwürmer behaglich in den Brettern räckeln. Um diese Frage zu beantworten, muss ich kurz ein paar Bemerkungen über unser Heizkonzept machen und werfe anschließend einen Blick auf die letzte Abrechnung. Ok?

So beheizen wir unser Holz100-Haus

Eines stand bereits bei der Planung unseres Holz100-Hauses fest: wir wollen keine Heizkörper in den Räumen haben. Die nehmen einfach zu viel Platz weg und außerdem lümmeln mit einem  Heizkreislauf irgendwelche obskuren Rohre mit rasendem Wasser in den Wänden und Böden. Das wollten wir nicht. Die Gedanken an eine Fußbodenheizung schoben wir gleich beiseite – so etwas sollte uns erst recht nicht ins Haus kommen. An die genauen Gründe kann ich mich gerade nicht erinnern, aber es waren triftige und stichhaltige Gründe, die aus der Bauchgegend kamen.

Wir wollten aber auf jeden Fall einen Ofen! Ein Holzhaus ohne knatterndes und knisterndes Feuerchen – das geht doch gar nicht. Unsere erste Idee, einen Grundofen zu installieren, wurde beim Gespräch mit dem Ofenbauer radikal zunichte gemacht. Das Ergebnis steht nun im Wohnzimmer: es ist ein T-Stone-Ofen von Tonwerk geworden. Unser ausgeklügeltes Heizkonzept orientierte sich an alten Klöstern. In denen wurde nämlich früher im Erdgeschoss geheizt und die warme Raumlauft über Klappen in die oberen Stockwerke geleitet. Genau dieses Prinzip wollten wir uns zunutze machen. Zumal wir dafür nicht einmal irgendwelche Genehmigungen brandschutztechnischer Art bräuchten, da wir keine Ofenabluft, sondern lediglich Raumluft bewegen wollten. Das ist in meinen Augen noch immer eine geniale Idee!

Warum es im Obergeschoß manchmal kalt wird

Die Holzbauer hatten also in die Decke zwischen Erd- und Obergeschoß eine Schräge hineingefräst, welche ihren Anfang hinter der Esse und ihr Ende oben im Flur hatte. Perfekt.

Dann kam der Schornsteinbauermaurer und mauerte den Schornstein vom Keller (die dort noch irgendwann entstehende Einliegerwohnung wird auch eine Ofenheizung haben!), über das Erd- und Obergeschoß sowie die Galerie über das Dach hinaus. So wie man halt einen Schornstein mauert. Das machte er auch ohne Aufsicht richtig gut. WIR machten lediglich den Fehler, ihn in einem entscheidenden Moment unbeaufsichtigt zu lassen, denn … im Eifer des Gefechts mauerte der gute Mann die Lüftungsöffnung zwischen den Etagen einfach zu.

Das war’s mit der Wärmeleitung nach oben. Wir bemerkten das viel zu spät. Leider. Wir stehen also vor dem Problem, dass oben auf dem Boden des Flurs natürlich Fußboden ist. Es ist uns noch keine Idee gekommen, die Lüftung wieder so einzusetzen wie wir das geplant hatten, ohne den Fußboden im Flur in wesentlichen Teilen zu ruinieren.

Die Wirkung dieses Fauxpas ist diese: wir heizen im Winter den Ofen an. Der macht das Wohnzimmer richtig hübsch warm. Ein wenig Wärme gurkt über das Treppenhaus nach oben. Aber bis ans Ende des Flures kommt die Wärme nicht! Dort und im Bad ist es im Winter immer recht frisch. Deshalb haben wir oben zwei große Heizstrahler stehen, die wir via Ebay sehr günstig erstanden haben und bei Bedarf einschalten. So wird’s dann in den entlegenen Ecken des Hauses auch kuschelig. Ich bräuchte es nicht – denn ich mag mehr das Kühle – aber die weiblichen Bewohner würden die Strahler sofort vermissen.

Und was kostet das Ganze jetzt?

Wie du sicherlich bemerkt hast, kommt in der ganzen Heizgeschichte nichts anderes als der eine Ofen vor. Mehr haben wir auch nicht zu bieten! Warmes Wasser bekommen wir über eine im Keller laufende Luft-Wasser-Wärmepumpe mit Pufferspeicher. Warme Luft machen der Ofen und die beiden Strahler. Das alles zusammen kostet nur Strom und Holz – kein Öl oder Gas.

Wunderbarer Form des Heizens: Scheitholz für den Kaminofen
Wir heizen mit Scheitholz und mischen die Sorten Buche, Hartholz und Birke.

Holzkosten

Letzten Winter haben wir 3 Raummeter Holz bestellt: Buche, Hartholz und Birke – wegen der bläulichen Farbe des Feuers. Jeweils als Scheitholz mit 33cm Scheitlänge. Das kostete uns 350€. Inzwischen habe ich aber Lager aufgetan, wo es zwar keine Buche gibt, aber wohl trockenes Hartholz zu wesentlich günstigeren Preisen. Ich muss da bei Gelegenheit mal anrufen. Immerhin steht ja der nächste Winter an!

Dennoch – heizungstechnisch beliefen sich die Kosten also auf besagte 350€. Dazu noch eine Jahrespackung Öko-Wachsanzünder über Ebay und hin und wieder ein paar Anzündhölzer.

Gebraucht haben wir nicht alles Holz und ein knapper halber Raummeter war am Ende des Winters noch übrig. Den Vorrat knabbern wir gerade ein wenig an. :)

Stromverbrauch

Ich habe erst neulich festgestellt, dass ich gar keine Abrechnung von meinem Stromanbieter für das letzte Jahr bekommen hatte. Aufgrund der Abrechnungsmodalitäten wegen des Wasserschadens war ich aber genötigt, mal nachzuhaken und bekam prompt eine Abrechnung. (Übrigens: 2 Wochen mit laufenden Bautrocknern fressen so viel Strom wie man normalerweise in einem Dritteljahr verbraucht! Ich weiß das jetzt! Hammer, oder?)

2014 haben wir insgesamt knapp 6000 kWh/a an Strom verbraucht. Das ist für einen Fünfpersonenhaushalt in einem Einfamilienhaus gut, denke ich. Normalerweise geht man unter gleichen Bedingungen mit Warmwasseraufbereitung über Strom von ca. 7200 Kilowattstunden aus. Da liegen wir drunter! Und das trotz des zum Teil exzessiven Zuheizens über Heizstrahler im Obergeschoss. (Mitunter wurde einfach vergessen, die Dinger über Nacht auszuschalten!)

Summa Summarum liegen die Kosten für Heizung und Strom mit diesen Fakten bei knapp über 2000€/a; also pro Jahr. Wenn ich noch günstiger an Holz komme, schaffen wir das locker unter die 2000er-Marke. Zumal wir mit 2 Raummetern eigentlich gut hinkommen würden. Das bringt die Holzkosten auf ca. 200€ runter. Eher noch weniger. (Ich muss da anrufen!)

Ok … wir haben in den Zimmern im Obergeschosse Anschlüsse für Infrarot-Heizungen vorgesehen. Bisher hatten wir aber keine Veranlassung, auch welche dort anzubringen. Wenn die kommen, würde der Stromverbauch natürlich noch etwas steigen.
Wenn im Winter öfter die Sonne scheint, heizen sich die Zimmer eh von allein so weit auf, dass wir diese nicht beheizen müssen.

Fazit

Wir frieren nicht in unserem Holz100-Haus, wir erschwitzen auch nicht (außer manchmal im Sommer). Unsere Kosten für die “Heizung” sind in meinen Augen verdammt günstig.
Zum Heizen mit dem T-Stone-Ofen werde ich noch mal einen separaten Artikel schreiben. Es hat immerhin ein Weilchen gedauert, bis wir begriffen hatten, wie das Holz von oben(!) abbrennt und wir so eine wesentlich höhere Effizienz erreichen konnten als zu Beginn unserer kalten Tage. :)

Gut – soweit mal die Facts aus dem letzten Jahr und die Gründe für das Zustandekommen.
Hast du noch Fragen? – So frage mich einfach!
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1 Gedanke zu „Warm oder kalt? Wie gemütlich ist ein Holz100-Haus?“

  1. Hey Jörg,

    vielen Dank für Deinen ausführlichen Artikel. Ich bin schon auf den Artikel zum T-Stone-Ofen gespannt. Wie oft ab Tag habt ihr den im Winter anfeuern müssen, reicht einmal pro Tag?

    Schöne Grüße
    Oliver

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