Ich bin in relativer Nähe zu einem Braunkohlentagebau aufgewachsen. Der Tagebau Nochten in der Lausitz existiert solange ich mich erinnern kann. Früher, in meiner Kindheit und Jugend war der Tagebau fern. Ich musste viele Kilometer radeln, um an seine Grenze zu stoßen.
Neulich war ich mal wieder in der Heimat. Und anstelle meiner früheren, ergiebigen Pilzgebiete erstreckt sich eine Einöde, die das Auge des Betrachters spottet. Die folgenden Bilder täuschen ein wenig über das wahre Ausmaß des Tagebaus hinweg. Ich habe teilweise auf ein Zoom-Objektiv gesetzt, um überhaupt Einzelheiten der gigantischen Abraummaschinen einfangen zu können.
Zunächst mal ein kleiner Überblick von oben:
Vor einigen Jahren als ich in den heimatlichen Gefilden weilte, konnte man – wenn der Wind richtig stand – den ganzen Tag über das Quietschen und Stöhnen der Abraumgiganten bis nach Weißwasser hören. Einwohner berichteten mir davon, dass im Sommer wahre Sand- und Staubstürme vom Tagebau her in die Stadt zogen und alles mit einer Schicht aus Dreck überzogen. Ehrlich – ich in froh, dort nicht leben zu müssen. Gesund ist das bestimmt nicht.
In angrenzenden Tagebaugebieten wurden bereits Renaturierungsvorhaben umgesetzt. So entstehen im Nachgang eines Tagebaus aus den riesigen Löchern Seen-Landschaften. Die Abraumbecken werden geflutet. Es dauert Jahre bis diese Gebiete nutzbar sind. Sicher ist der Ansatz, aus einem ehemaligen Tagebau ein Wassersportparadies zu machen, eine relativ gute Idee. Irgendwas muss man ja mit der zerstörten Natur machen. Ein Beispiel? Schau mal ins Lausitzer Seenland! Hier wird eindrucksvoll dargestellt, was aus einem einstigen Tagebau-Gebiet entstehen kann. Auf der Homepage heisst es:
Zwischen Berlin und Dresden entsteht durch die Flutung früherer Tagebaue eine spektakuläre Wasserwelt mit mehr als 20 künstlichen Seen, die eine Landschaft einmaligen Ausmaßes formen. In wenigen Jahren werden zehn Seen durch schiffbare Kanäle miteinander verbunden sein. Das Lausitzer Seenland ist eine Urlaubsregion im Entstehen, die sich immer erkennbarer vom Braunkohlerevier zur größten von Menschenhand geschaffenen Wasserlandschaft Europas entwickelt.
So wie vorher wird es aber niemals werden. Allerdings bergen die Vorhaben so ihre eigenen Gefahren. Denn: die Ufergebiete der neuen Seen sind alles andere als stabil, wie du diesem Artikel auf rp-online entnehmen kannst. Erst diesen Sommer musste am Knappensee bei Hoyerswerda ein Campingplatz vorsorglich 200m “vom Ufer weg” verlegt werden, da Abrutschungen des Kippengeländes zu befürchten sind.
Tja – in meinem Gedächtnis bleiben nur die Erinnerungen an die wunderbare Natur, die einst anstelle der jetzigen Tristess Auge und Herz erfreute. Meine Güte, wie viel Zeit hatte ich damals in den Wäldern dort verbracht. Ich habe quasi säckeweise Pilze geholt. Unweit der Stelle, wo jetzt der Aussichtsturm an der Tagebauabbruchkante steht, habe ich fast mal in eine Kreuzotter gegriffen. Ich musste mit dem Rad die steile Böschung am “Schweren Berg” hinaufkraxeln, rutschte aus und fing mich mit der rechten Hand ab. Keine 5cm neben der Hand sonnte sich gemütlich eine Kreuzotter. Ich brauchte mehrere viele Sekunden um das ganze gallige Adrenalin abzubauen und den Puls auf Normal herunter zu fahren. Erinnerungen … viel mehr ist nicht geblieben. Ich muss mal schauen, ob ich noch alte Bilder aus der Gegend habe. Die Chancen sind aber gering, denn ich war weder fotografisch engagiert, noch hatte ich eine Ahnung, dass es mal so etwas wie Digitalfotographie und Datensicherungen geben würde.
Und hier kommt nun die kleine Bilderstrecke zum Tagebau Nochten. Alle Bilder enthalten zusätzliche Informationen zur Erläuterung. Ein Klick auf ein Bild öffnet es in einer größeren Ansicht.