Wohnen im Holz100-Haus – die erste Monatsbilanz

Seit nun einem Monat wohnen wir in unserem Holz100-Haus. Ein Monat schon? Wahnsinn. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Und wie wohnt es sich nun in einem Holzhaus? Diese Frage stellen sich einige interessierte Mitmenschen, mit denen ich in Kontakt stehe. Deshalb möchte ich jetzt mal kurz die ersten Wochen zusammenfassen.

Unser Holz100-Haus stellte sich in den vergangenen 4 Wochen als ein sehr genügsames Haus heraus. Wenn man bedenkt, dass wir noch immer nicht über eine Heizung verfügen, könnten einem in Erinnerung an vergangene kühle Tage kalte Schauer den Rücken herunterrasseln. Es ist keiner von uns an Erfrierungen erkrankt. Die Temperatur im Haus fiel niemals unter 15°C. Gewiß – das ist nicht gerade das, was man landläufig unter kuschelig warm versteht, aber es ist auch nicht wirklich kalt. Wozu gibt es Pullover und herrlich lommelige Schlumperhosen, in denen es sich vortrefflich abhängen lässt?

Eulen-Briefkasten und eine Schiefer-Hausnummer
Zünftig: Die 25 prankt von einer Schiefertafel an der Hauswand, in des die Eule von ihrem Briefkasten die Blicke der vorbeiflanierenden magisch anzieht. (Doch dazu mehr weiter unten im Artikel …)

Das Fehlen jeglicher Türen führt noch immer dazu, dass es hin und wieder etwas zieht und dass gerade vom Keller her sehr kalte Luft den Eingangsbereich annektiert. Die Luft-Wasser-Wärmepumpe, welche uns zuverlässig mit Warmwasser versorgt, kühlt eben die Kellerluft ordentlich herunter. Die zur Wärmeerzeugung benötigte Luft wird nicht von außen angesaugt, sondern direkt der Kellerluft entnommen. Deshalb ist auch immer das Fenster im Technikraum angekippt. Was natürlich auch zur Kühlung des Hauses beiträgt. Ohne angekipptes Fenster wäre sicherlich bald keine Luft mehr im Keller. Und das wollen wir ja nicht.

[Update] Ich wurde gefragt, woher ich den Blödsinn habe mit dem angekippten Fenster. Das ist doch nur ne logische Schlußfolgerung: Eine Wärmepumpe, die Luft ansaugt, steht in einem geschlossenen Raum, wie bspw. dem Keller. Wenn die nun immer weiter Luft aus dem Kellerraum in sich hinein ansaugt und die Wärme aus ihr rausquetscht, dann entsteht im Laufe der Zeit ein Vakuum im Keller! Deshalb das angekippte Fenster, damit immer wieder neue Luft in den Keller nachströmen kann. Das ich hier aber auch alles erklären muss!

Das mit dem Lüften im Keller ist auch wegen einer anderen Sache notwendiges “Übel”. Hin und wieder müffelt es ziemlich heftig im Keller. Und ich habe keine Ahnung wo das herkommt. Dann öffnen wir auch andere Fenster, um den Geruch wieder loszuwerden, was uns als Nebenwirkung schon illegale Einwanderer bescherte. Ein kleine Katze hatte bereits die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und war widerrechtlich bei uns eingedrungen. Anstatt sie anzubrüllen und mit Karacho aus dem Haus zu werfen, wurde sie mit großem Hallo begrüßt und gehätschelt und getätschelt. Wenn sich das rumspricht, dass wir mit uneingeladenen Gästen so umspringen ….

Seit wir die Bautür gegen eine echte Haustür eintauschen konnten, hat der “Befall” von Hausspinnen nachgelassen. Jedenfalls habe ich das Gefühl, dass wir nur noch recht selten die Wege der Biester kreuzen. Hin und wieder trampelt so ein Vieh mir im Keller über den Weg. Aber in den Wohnräumen habe ich schon einige Tage keine Hausspinne mehr gesehen. Die wenigen (immer die gleichen?) derer ich habhaft werde, bekommen wie gehabt einen Freifahrtschein an die frische Luft.

Verlassen wir den Keller …

Der Eingangsbereich, der gegenüber der Außenwelt durch eine schöne, massive Holztür gesichert ist, liegt ansonsten immer noch im Rohbau herum. Wir hatten schon einmal den Plan umsetzen wollen, den Fußbodenaufbau umzusetzen, damit der Fliesenleger dann die Fertigstellung in Angriff nehmen kann. Es scheiterte jedoch am Fehlen von ca. 1m² Holzfaserplatte. 6m² hatten wir noch übrig; sieben brauchen wir. Also haben wir eine Platte nachgeordert, die auch wenige Tage später kam. Dummerweise haben sie dieses mal die richtige Platte geliefert und nicht wie mitten in der Bauphase die falschen. Die waren nämlich dünner als gefordert gewesen, was wir leider erst merkten, als wir den Rest der Behausung mit Fußboden versorgten. Beim Anschluß von Klo zum Flur haben wir nämlich einen kleinen Absatz, der darauf zurückzuführen ist, dass der Fußbodenaufbau unter den Fliesen von Klo/Küche/Bad niedriger ist, als der vom Rest der Wohnung. In der Küche hatte das der Fliesenleger zufällig ausgeglichen; der Übergang von Flur zu Gästeklo weist jedoch den Absatz auf. Nicht tragisch, aber unschön. Alles nur wegen der ursprünglich falsch gelieferten Platten. Und jetzt kam eine korrekte. Und da eine korrekte Platte für den Eingangsbereich nie und nimmer reicht, mussten wir wieder nachbestellen. Inzwischen sind zwei weitere korrekte Platten eingetroffen. Folglich steht in Kürze die Fertigstellung des Eingangsbereichs an.
Wir brauchen nur zwei Zeitfenster, wo niemand darauf herumtrampeln muss. Warum? Weil der Fußbodenaufbau eine Unbegehbarkeitszeit vorsieht. (zum Fußbodenaufbau werde ich später noch mal ein paar Worte verlieren.) Die andere trittfreie Zeit ist dann, wenn die Fliesen liegen. Wie wir in dieser Zeit das Haus betreten und verlassen ist noch nicht geklärt. Vielleicht lernen wir bis dahin teleportieren, fliegen oder andere alternative Fortbewegungsmethoden.

Die Küche ist seit heute … fast fertig. Nachdem es einige Wochen gedauert hat, bis wir überhaupt eine Arbeitsplatte hatten, kam heute die Armatur für das Spülbecken. Schickes Teil – mit herausziehbarer Brause. Es sollte kein Problem mehr sein, zum Haarewaschen kurz in die Küche zu gehen. Wir haben das Teil geschwind selbst montiert. Überhaupt kein Problem. Testen wir das mal. Überhaupt kein Pro….STOOPPP! Verdammt. Da fehlt ja noch der Abfluß. Verdammt – wir haben gar nicht alle Teile da, die wir brauchen. Wenn Profis am Arbeiten sind! Wir mussten zähneknirschend einräumen, dass wir keine Profis sind. Nicht mal bei der simulierten, theoretischen Montage konnten wir uns einen Reim darauf machen, wie wir das Doppelspülbecken UND den Abfluß der Spülmaschine so kombinieren, dass deren geballte Abwasser in dem Rohr münden, welches gebrauchtes Wasser nach draußen transportiert. Wir haben nun Schüsseln in das Spülbecken gestellt. Unter den Wasserhahn. Falls jemand auf die Idee kommt, das Wasser aufzudrehen. :)

Wir haben seit wenigen Tagen auch ein Cerankochfeld, welches funktioniert. Es ist das Kochfeld unserer vorletzten Wohnung, welches bei einer Freundin zwischengelagert war. Mehr oder weniger. Sie hatte nur noch keine Chance, es einzubauen und in Betrieb zu nehmen. Ein Glücksfall für uns, denn so haben wir uns unser altes Kochfeld quasi zurückgeliehen. Das war auch bitter nötig, denn unsere Gasreserven waren 2 Tage vorher der Erschöpfung erlegen.

Ich habe bereits wieder auf dem Feld gekocht und es gleich wieder hassen gelernt. Unsere Töpfe sind nicht geeignet für dieses Kochfeld, welches stufenlos zwischen kalt und Atomkraftwerkmodus umschaltet, sobald ich kochen möchte. Kann auch sein, dass mich das Ceranfeld hasst. Folglich muss mal ein Ersatz her. Bald. Irgendwann.

Ansonsten fehlen nach wie vor der Ofen und die Türen. Das erwähnte ich ja bereits vor einiger Zeit. Trotz des ständigen Herumlebens in diesem Haus baute sich nicht der notwendige Druck auf, die Installation von Türen oder Öfen oder Eingangsbereichsfliesen voranzutreiben. Tagsüber heizen wir gerade mit Sonne. Nachts gibt’s Bettdecken! Und morgens, wenn der Organismus wütend die Faust gen Wecker ballt, da schlupft man aus dem Bett und wundert sich, dass es so gar nicht kalt in der Hütte ist. Ein imenses Superei, dieses Holz100-Haus. Ok – wir hatten noch keinen Frost seit dem Einzug. Aber bis dahin werden wir es wohl schaffen, den Ofen hinzustellen.

Was fehlt denn noch?

Ach ja … Lampen. Momentan leuchten wir mit diesen hocheffizienten, designamputierten Leuchten namens Glühbirnen. Die sind echt klasse. Einfach so ne Birne in eine an LEitungen baumelnde Fassung eindrehen und … knips … Licht! Bingo. Reicht völlig aus. Wir sind auf der Suche nach geeigneten Glühbirnenverschalungen noch nicht fündig geworden. Oh – gesehen haben wir einige nette Lampen für den Essbereich beispielsweise. Aber wer um Himmelswillen kann die bezahlen? Wir haben eben einen sehr exklusiven Geschmack. Wir beide.

Das Wohnzimmer ähnelt nach der Entfernung fast aller Umzugskisten so langsam einem Wohnzimmer. Ein Sofa wurde noch nicht gekauft. Stattdessen wurde eine Palette zum Sofa umfunktioniert. Es ist immer praktisch so etwas Bauleergut zu haben. ;)

Oh – fast hätte ich es vergessen. Wir haben nun auch eine Hausnummer draußen an der Hauswand. Ein Schieferherz mit einer lauten 25 darauf. Das passt ganz gut, denn zufällig ist die 25 auch die uns zugewiesene Hausnummer. Ich würde jetzt gern ein Foto von der aufwändigen Installation bringen, aber draußen saut es gerade vom Himmel und das würde einfach nicht gut aussehen. Ich reiche ein Bild später nach. Dann vermutlich auch gleich eines vom Briefkasten, der die rote Kiste mit der Aufschrift “Post” ersetzen wird. Ich habe mir heute schon das OK von der Postbotin geholt. Diese brachte die Spültischarmatur und fragte nach der Kiste. Die Gelegenheit nutzte ich, um sie schonend darauf vorzubereiten, dass die Tage der Kiste bald gezählt sein werden. Als ich ihr die postbotenfreundliche Planung der Briefkastenlokation darlegte, freute sie sich wie eine fröhliche Postbotin. Wir sparen ihr nämlich einige 5-8 Meter Fußmarsch vom Straßenrand zum Briefkasten. Stattdessen muss sie nur 3m bezwingen. Ich halte das für eine zumutbare Belastung.

Draußen vor der Türe lagert auch noch einiges wetterfestes Zeug. Das muss irgendwann mal verstaut werden. Später. Im Keller. Wenn der mal ausgebaut ist. Was passieren wird, wenn die Galerien der Kinderzimmer fertig sind. Die gemacht werden wenn … Bald. Bestimmt. :)

Alles in allem – und ich möchte jetzt ein Fazit der Bilanz ziehen – müsste ich noch viel viel mehr schreiben. Unterdessen wohnen wir wirklich angenehm in unserem Holz100-Haus. Ein Haus, welches allenthalben neugierig-bewundernde Blicke und Nachfragen heraufbeschwört. Und so langsam, ganz langsam gewöhne ich mich daran, dieses Haus zu bewohnen. Auch wenn dessen Fertigstellung noch gefühlte Ewigkeiten in der Ferne liegt.

Nachtrag: Der Fernseher funktioniert auch. Er korrespondiert mit der Satellitenschüssel auf dem Dach. Ich finde das erwähnenswert an dieser Stelle.

Nachtrag 2: Die Arbeitsplatte in der Küche ist grün. Sieht voll cool aus!

Grüne Arbeitsplatte in der Küche
Die grüne Arbeitsplatte und die grüne Microplane-Reibe korrespondieren doch prächtig, oder?

11 Gedanken zu „Wohnen im Holz100-Haus – die erste Monatsbilanz“

  1. Hallo Jörg,

    wir interessieren uns ebenfalls für ein Holz100-Haus und würden gerne von euch / anderen Besitzern eines solchen Hauses erfahren, mit welchen Preisen pro Quadratmeter wir rechnen müssen. Natürlich hängt es von ganz vielen Faktoren (Wandstärke, Einrichtung, etc. ) ab – aber da unsere Ausstattung ähnlich aussehen würde wie eure (Keller, Ofen, ~140qm Wohnfläche) würde es uns schon interessieren, was ihr so pro qm bezahlt habt (wenn diese Frage erlaubt ist).

    Viele Grüße, Andreas

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  2. Hallo Jörg,

    auch uns würde ein kurzer Bericht zu Deinen Erfahrungen mit der Wärmeverteilung im Haus bei unserer Entscheidung sehr helfen.
    Schon mal vielen Dank!

    Schöne Grüße
    Oliver

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  3. Hallo Jörg,

    wir stehen nunmehr kurz vor der Entscheidung, ob wir ein Holz 100 Haus oder ein anderes Holzhaus zu bauen. Wir wohnen momentan noch in einem Holzhaus mit Fußbodenheizung etc. und wollten das beim nächsten Haus anders lösen. Daher interessiert auch uns die Frage mit der Heizung im Badezimmer und ob es mit dem Ofen in Eurem Haus ausreichend warm ist. Wie hat sich die Wärmeverteilung im Haus bewährt? Habt ihr im Wohnzimmer eine nach oben offene Decke oder eine nach oben geschlossene Decke? Bitte berichte doch mal von deinen Erfahrungen-Vielen Dank im Voraus dafür!

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    • Hi Klaudia,
      in Kürze gibts nen zusammenfassenden Artikel zum Thema “Warm oder kalt”. :)
      Momentan sind wir leider damit beschäftigt, unseren Keller wieder trocken zu bekommen. Beim letzten Unwetter ist uns der vollgelaufen. :/

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  4. Hey Jörg,

    danke für die Wünsche! Euch auch ein angenehmes Jahr 2015.

    Das wäre wirklich super wenn Du uns einen Überblick zur Verfügung stellen könntest. Wir denken über eine ähnliche Konstellation nach und sind uns eben nicht sicher ob es wirklich “ohne Heizungsanlage” geht.

    Schöne Grüße
    Klaus

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  5. Hallo Jörg,

    erstmal gute Besserung!

    Wie fällt denn die erste Jahresbilanz aus? Seid ihr gut über die Runden gekommen mit Eurem unkonventionellen Heiz-/Warmwassersystem (Ofen und Wärmepumpe)? Was hattet ihr ca. für Verbräuche (Strom/Holz)?
    Würde Eure Wahl bezüglich der Heizung/Warmwassererzeugung heute wieder so ausfallen oder würdet Ihr etwas anders machen? Vermisst ihr die Fussbodenheizung? Wie heizt ihr eigentlich das Badezimmer?

    Schöne Grüße
    Klaus

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    • Hi Klaus,

      bis ich die erste Bilanz ziehen kan, brauche ich noch die Jahresabrechnung der hiesigen Stadtwerke. Dann werde ich mich wohl mal zu einem kleinen Überblick hinreißen lassen!

      Viele Grüße bom Bodensee und beste Wünsche für 2015!
      Jörg

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